SG - Der heilige Rasen und die Hand Gottes - ist Fußball Religion?
Untertitel:
Implizit und explizit religiöse Aspekte der Fußballfankultur, darunter "kollektive Efferveszenez"/ Transzendierungserfahrungen, "Glaubensbekenntnisse"/Mythen und "Liturgien"/Rituale bis hin zum Fanatismus sowie deren psychologische und soziologische Funkt
DozentIn:
Prof. Dr. Constantin Klein, (Dipl.-Psych. Dipl.-Theol.)
Veranstaltungstyp:
Studium Generale (Lehre)
Beschreibung:
„Fußball ist meine Religion, Dynamo ist meine Liebe“ - Schilder oder Aufkleber wie diese finden sich unter den Fan-Utensilien zahlreicher Fußballvereine. Als Aufnäher zieren sie die – bezeichnenderweise „Kutten“ genannten – Jacken und Westen eingefleischter Fans. Religiöse Begriffe sind im Jargon der Fußballwelt allgegenwärtig: Fans „pilgern“ in die Stadien, die „Fußball-Tempel“, zum „heiligen Rasen“, um ihren „Idolen zu huldigen" und womöglich einem „Wunder“ wie demjenigen von Bern beizuwohnen. Die Liste einschlägiger Formulierungen ließe sich unschwer fortsetzen.
Was ist von solchen Redewendungen zu halten? Handelt es sich dabei nur um eine Rhetorik des Sportjournalismus, um Dramatik und Begeisterung des Fußballgeschehens hinreichend zum Ausdruck zu bringen? Werden hier lediglich einzelne Phänomene unzulässiger Weise auf ein Ganzes bezogen? Oder steckt doch mehr dahinter - wenn etwa der Begriff „Fan“ selbst sich ursprünglich vom „fanaticus“, dem vor religiöser Begeisterung Rasenden, ableitet - und entsprechender Fanatismus heute auch zu den Schattenseiten der Fußballfankultur gehört?
Abseits von vorschnellen, aber möglicherweise nicht gänzlich unbegründeten Verbindungen von Fußball und Religion soll in dieser SG-Veranstaltung der Frage nachgegangen werden, welche Substanz die Rede von der „Religion Fußball“ tatsächlich hat. Aus theologischen und religionswissenschaftlichen, v. a. religionssoziologischen und -psychologischen Perspektiven soll die Thematik analysiert und diskutiert werden. Dabei sollen u.a. Stellung und Funktion von Mythen und Ritualen im Erleben der Fans sowie die verträglichen und weniger verträglichen Formen ihrer Begeisterung für den Sport, den Verein und das Team in den Blick genommen werden. Auch, wie integrativ oder exklusiv Fußball und Fankultur auf dieser Grundlage im Hinblick auf Diversitätsmerkmale (wie Gender, Sexualität, Ethnizität, ökonomisches und kulturelles Kapital und eben Religion) wirksam werden, soll ausführlich betrachtet werden. Der Ertrag der Eindrücke und Diskussionen innerhalb des Seminars soll abschließend dann fruchtbar gemacht werden im Hinblick auf die eigene sozialarbeiterische bzw. pädagogische Praxis.
Ort:
3.216 (34 P.): Fr. 16:30 - 19:00 (3x) Freitag, 05.07.2024 16:30 - 19:00, (Exkursion Stadion): Fr. 16:30 - 19:00 (1x), C.004 Seminarraum (20 P.): Freitag, 14.06.2024 16:30 - 19:00
Semester:
SoSe 2024
Zeiten:
Fr. 16:30 - 19:00 (dreiwöchentlich, ab 15.03.2024), Ort: 3.216 (34 P.), (Exkursion Stadion), Termine am Freitag, 14.06.2024, Freitag, 05.07.2024 16:30 - 19:00, Ort: C.004 Seminarraum (20 P.), 3.216 (34 P.)
Erster Termin:Freitag, 15.03.2024 16:30 - 19:00, Ort: 3.216 (34 P.)
Lernorganisation:
Vorlesung, Diskussion, Recherche, teilnehmende Beobachtung, ggf. Exkursion
Leistungsnachweis:
Aktive Teilnahme
Bereichseinordnung:
Studium > Campus Dresden > MA Soziale Arbeit > 2. Semester
Studium > Campus Dresden > MA Soziale Arbeit > 4. Semester
Studium > Studium Generale
Sonstiges:
Die Studierenden lernen Transzendierungserlebnisse, Mythen und Rituale als grundlegende Ausdrucksformen von Religion kennen, diese jedoch auch in säkularen gesellschaftlichen Phänomenen wie der Fußballfankultur zu identifizieren. Sie lernen über die bloße Sportbegeisterung hinaus zugrundeliegende psychosoziale Mechanismen, die bspw. über persönliches Wohlbefinden oder Frustration, gruppenspezifische und gesellschaftliche Integration oder Ausgrenzung u.a. mitbestimmen, zu entdecken, zu bewerten und sozialarbeiterisch/pädagogisch zu kanalisieren. Durch die Anwendung von Religionstheorien auf einen außerreligiösen Phänomenbereich wird die zudem die Analyse der Leistungsfähigkeit wissenschaftlicher Theorien geschult und der Geltungsbereich des Religionsbegriffs auch im Hinblick auf andere Grenzphänomene (z.B. Psychogruppen wie Scientology) ausgelotet.
ECTS-Punkte:
2
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