Mut und Neugier, sich mit dem eigenen Körper/Leib auseinanderzusetzen; Offenheit für außereuropäisches Denken, Bereitschaft, ein Seminar open-air im halb- öffentlichen Raum durchzuführen; Offenherzigkeit und Ausdauer
Lernorganisation
Kompetenzen: Interkulturelles Wissen/Kompetenz, selbsttransformative Techniken, Lebenskunst, Übungen zur Selbstregulation, Beweglichkeit, Konzentrationsfähigkeit, Atemübung, Fokussierung, analytisches Denken, praktische Philosophie etc.
Yoga und seine körperlichen Transformationspraxen (Hatha) haben in den westlichen, gebildeten, industrialisierten, wohlhabenden und demokratischen Gesellschaften eine bemerkenswerte Karriere erlebt. Damit sind nicht nur Yoga-Studios, Ernährungstipps, Veganismus und YouTube- Kanäle gemeint. Auch in der Wissenschaft und in der Literatur hat sich die indische Philosophie größtem Interesse erfreut. Warum ist das so? Was erkennen die WEIRDEST people in the world (Joseph Henrich) im Yoga-Pfad? Und was ist der Yoga-Pfad überhaupt? Und wie viele Pfade gibt es? Und warum reiste Peter Sloterdijk nach Indien?
Die Yoga-Philosophie ist eine der reichsten Wissensschätze und lebendigsten Erzählungen der Menschheitsgeschichte. Dabei bedeutet Yoga sehr viel mehr als nur „schweißtreibende Verrenkungen“, perfekte Körper auf YouTube und Yogi-Tee bei Räucherstäbchen. Auch die Lehrrede von der Liebe (Liebeskunst), das legendäre Kama-Sutra (कम: kāma, Liebe/(sinnliches) Verlangen; सत: sūtra, Faden/Kette, die Lehrverse oder Unterweisung), Stoff für immer mehr akrobatische Leistungsmaßstäbe im privaten Leben, ist nur ein kleines Kapitel in der Überlieferung der philosophischen Systeme der Yoga-Pfade. Doch es ist ein bezeichnendes Beispiel für die westliche (selektive) Lesart fernöstlicher Philosophie. Daher lohnt es sich in vielerlei Hinsicht, sich die Yoga-Philosophie und die Yoga-Praxen genauer anzuschauen und daraufhin zu befragen, was und wie man über andere Kulturtraditionen, die eigene Gesellschaft und die eigenen Denk- und Lebenswege lernen kann. Warum müssen „wir“ eigentlich das Atmen von „den Asiaten“ neu lernen? Atmen „die Asiaten“ achtsamer als „wir“? Warum ist Achtsamkeit (pali: vipassana) heute glaubwürdiger als Konzentration? Warum ist Meditation (nididhyasana) woke, aber Exerzitien sind es nicht? Warum darf man sich der Übung hingeben, aber nicht der Askese? Warum ist Veganismus hip, aber die Fastenzeit ist es nicht?
In diesem Seminar werden wir uns an einfachen und alltäglichen Körper- und Atemübungen versuchen. Dazu sind keine Vorkenntnisse oder besondere körperliche Voraussetzungen notwendig. Die Übungen werden unter Rücksicht jeder Fitness und Beweglichkeit achtsam und ausgeführt und behutsam geübt. Es gilt der Grundsatz der Eigenverantwortlichkeit: Für den eigenen Körper liegt die Verantwortung und die Sorge bei jedem selbst.
Da wir uns im Sommersemester ausschließlich mit unseren Matten im Freien treffen werden, ist lediglich ein wenig Offenherzigkeit und Mobilität notwendig.
Die Körper-, Atem- und Meditationstechniken werden wir mit theoretischem Input, Texten und Debatten flankieren, die ein Selbststudium und vertiefende Auseinandersetzung ermöglichen. Literaturhinweise und Texte werden im Seminar vermittelt. Neben den Yoga-Praktiken erfordert die Teilnahme eine wissenschaftliche und persönliche Auseinandersetzung mit den Themen Spiritualität, Philosophie, Theologie und Ethik.
Anmelderegeln
Diese Veranstaltung gehört zum Anmeldeset "Studium Generale SoSe 2022".
Folgende Regeln gelten für die Anmeldung:
Die Anmeldung ist möglich von 07.03.2022, 00:00 bis 20.03.2022, 23:59.
Es wird eine festgelegte Anzahl von Plätzen in den Veranstaltungen verteilt.
Die Plätze in den betreffenden Veranstaltungen wurden am 21.03.2022 um 08:00 verteilt. Weitere Plätze werden evtl. über Wartelisten zur Verfügung gestellt.
Diese Regel gilt von 07.03.2022 00:00 bis 20.03.2022 23:59. Die Anmeldung zu maximal 3 Veranstaltungen des Anmeldesets ist erlaubt.
